Es ist die Geschichte eines Geburtstags. Der an einem 11. Januar gefeiert wird… Und zwar bei strahlend blauem Himmel, bitteschön! Tja, so ist das in Bonifacio im Winter: Mit ein bisschen Glück, nur ein ganz klein bisschen, genießen wir ein freundliches Wetter und praktisch menschenleere Strände. Was machen wir also unter den Bedingungen? Eine Oursinade! Mit Geburtstagskuchen als Dessert.

Alles beginnt bereits am Vortag. Das Wetter ist bestätigt, SMS gehen herum, Telefone klingeln, die Einladungen sind bestätigt: Morgen Sonntag Treffen am vierten Strand von Ventilègne (es gibt 5 hintereinander): Er ist wunderschön, wild, mit schön feinem Sand und reichlich Felsen, wo man die göttlichen Seeigel aufstöbern kann.

Wie immer bei einer Oursinade beginnt der Tag früh. Die mutigsten Männer sind ab 10 Uhr vor Ort. Sie sind die Sammler. Das sage ich so genau, da mein einen Seeigel nicht fischt, sondern sammelt. Da wo ich allerdings ungenau, ja sogar falsch war, das war bei den „mutigsten Männern“. Denn es gibt hier in der Tat auch mutige Frauen, die keine Hemmungen und keine Angst vor dem kalten Wasser haben, sondern munter drauflos gehen. Nicht wahr, Nadia? Hut ab!

Ich persönlich bin da eher weniger mutig. Wenn nicht gar regelrecht zartbesaitet. Dennoch mag ich, was flüssig und kalt ist. Also bringe ich Wein mit. Nun ja, Weine. Rosé aus Bonifacio und auch Rot- und Weißweine der Bezeichnung Figari, ein paar Kilometer von hier. Ich kenne sie gut, einige sind außergewöhnlich.

Ich komme mit meinen Flaschen zur gleichen Zeit an wie Julie und ihr Mann, die die Arme voll haben mit Brot und anderen Köstlichkeiten. Ach, da kommt ja Arthur mit Würsten, Schinken und Figatellu. Ja, eine Oursinade, das bedeutet Gemeinsamkeit, Teilen, Geselligkeit. Vor allem. Es gibt sogar Sandwiches für die Kinder, denn der sehr jodhaltige Meeresgeschmack der Seeigel kommt bei ihnen nicht gut an. Und was den Geburtstagskuchen betrifft, da haben wir die Wahl. Aus einem Mangel an Koordination oder einem Überschuss an Naschhaftigkeit (ich denke eher, es ist das) gibt es mehrere festliche Desserts.

 

Gegen Mittag treffen die ersten Ernten ein. Die Öffner machen sich unverzüglich mit einer Spezialzange oder einer Schere ans Werk. Auf diese Weise müssen mehrere Hundert geöffnet werden. Es gibt nämlich in jedem Seeigel nur wenig zu essen: 5 orangefarbene Lamellen, wenige Zentimeter lang. Aber was für ein Glück! Man probiert sie ganz einfach mit dem kleinen Löffel oder generell mit einem kleinen Stück Brot, indem man das Innere der offenen Schale austunkt. Sehr einfach, sehr lecker, sehr traditionell.

Was mich betrifft, so gehe ich mit meinen Plastikbechern und meinen Weinen in allen Farben zu jedem der etwa dreißig Gäste herum. Und ich wiederhole unverdrossen: „Hier das erste Glas, behaltet euren Becher gut und vergesst am Ende nicht, ihn in die Mülltonne dort zu werfen.“ Das ist sehr wichtig, denn wir kamen an einen jungfräulichen Strand und werden hinterher einen Strand von jungfräulicher Reinheit zurücklassen.

Ach, die Kids haben sich ja schon über die Sandwiches hergemacht. Und wenn ich Ihnen sage, dass die Oursinade ein Moment des Teilens ist, dann stimmt das für sie auch: Hier ein kleiner Junge, der anscheinend sein Sandwich mit meinem kleinen Hund teilt. Cool.

Erwachsenenfrage: Warum haben die Kinder so früh mit ihren Sandwiches angefangen? Kinderantwort: Weil, je früher ich aufgegessen habe, umso schneller kann ich die Desserts probieren (ja, im Plural, das ist so gewollt). Ach, wo wir gerade von Dessert sprechen, mir fällt auf, dass wir die Kerzen für den Geburtstagskuchen vergessen haben. Da muss ich lächeln und sage mir, welch ein pikantes Detail…