Es gibt Strände, die muss man sich erst verdienen, da man ein bisschen laufen muss. Aber einmal vor Ort angekommen sagt man sich, dass er den Abstecher wirklich wert ist. Das gilt für den Strand von Fazzio, vielleicht mein liebster Strand von allen. Knapp zwei Stunden Fußweg einen einfachen Wanderweg entlang, der sich durchs Heideland schlängelt…

Was? Durchs Heideland? Habe ich Heideland geschrieben anstatt Macchia? Habe ich mich geirrt? Aber nein, überhaupt nicht! Der Wanderweg, auf den ich Sie bitte mir zu folgen, befindet sich mitten im duftenden, zirpenden Heideland. Genau wie in Marseille, nur ist es in Bonifacio.

Erklärung: Man unterscheidet die Macchia vom Heideland durch die Bodenbeschaffenheit. Bei der ersteren hat man es mit einem eher kieselhaltigen, sauren Substrat zu tun, während die andere wie die Klippen von Bonifacio kalkhaltig ist. Die Vegetation ist praktisch dieselbe: Erdbeerbaum, Steineiche, Wacholder, Baumheide, Rosmarin, wilder Olivenbaum, Mastixstrauch und natürlich die Symbolpflanze Korsikas, die Myrte. Dieser Spaziergang vollzieht sich mit weit geöffneten Nasenlöchern, so fein und betörend sind die Düfte. Allein das ist schon die Reise wert.

 

Ich laufe etwa zwei Stunden „der Nase nach“. Und ich gebe mich nicht damit zufrieden, meine Nasenlöcher zu gebrauchen, ich gehe auch „den Klängen nach“ und nutze meine Ohren. Die Vögel sind zahlreich, und man muss stehen bleiben, um ihnen zuzuhören. Ein Zauber. Und dann sind da weitere Geräusche: Kurzes Knacken zum Beispiel. Wenn Sie hören, dass am Fuß eines Strauchs derart herumgewühlt wird, dann gibt es zwei Lösungen: Entweder ist es ein Igel oder eine Griechische Landschildkröte. Vorsicht, wir fassen sie nicht an, sondern lassen sie bitte in Ruhe. Die Art ist geschützt!

Dieser Spaziergang ist sehr reich an Flora und Fauna. Und die, die Glück haben – oder vielmehr die, die geräuschlos laufen können – könnten ein paar außergewöhnliche Begegnungen haben. Mit einer schüchternen „grün-gelben“ Natter zum Beispiel, oder mit einer prächtigen kupferfarbigen Zwerg-Kieleidechse. Die ist allerdings eher selten. So sehr, dass ich Ihnen hier ihr Foto reingestellt habe, das ist sicherer. Und auch netter.

Ja, und was ist jetzt mit dem Strand? Langsam, alles mit der Ruhe. Zunächst einmal muss ich vor einem ehemaligen Kalkofen vorbei (jaja, schon wieder Kalk), ich muss stehen bleiben, um die Hafeneinfahrt (Le Goulet) aus einem überaus reizvollen Winkel zu bewundern, und ich muss auch die kleine weiß-blaue Heilige Jungfrau begrüßen, die in einer schmalen Nische des Leuchtturms La Madonetta thront.

Erst anschließend, wenn ich durch die Rosmarinsträucher und Immortellenbüschel am Meer entlang gehe, komme ich zu einem kleinen Canyon. Und da, auf dem Grund, das Nirwana. Ein kleiner Traumstrand, ein Meer so türkis, dass es in den Augen wehtut, und ein Fußbad (das haben sie sich wohl verdient) in einem durch die Sonnenenergie aufgewärmten Wasser. Das Paradies, sag ich Ihnen.

Mein Spaziergang dauert hin und zurück vier Stunden. Allerdings sind mit Bad und den zahlreichen Momenten der Bewunderung wohl 5 oder 6 Stunden genauer.