Sagten Sie Farniente?

Ich höre noch, wie meine Freundinnen zu mir sagen: Du fährst nach Bonifacio? Türkisblaues Wasser, paradiesische Strände, Farniente. Top, halt! Diese Worte hallten noch vor einigen Tagen in meinem Kopf wider. Und zwar so sehr, dass die einzige Herausforderung meines Urlaubs ganz einfach darin bestand, meine Freundinnen auf meine braune Haut made in Corsica neidisch zu machen! Aber es stimmt, dass ich nicht alleine bin, die Wahl meines Urlaubs haben wir zu zweit getroffen. Mein Lebensgefährte Fred ist meine unendlichen Bräunungssitzungen und meine gespreizten nackten Füße im Sand ein wenig leid.

An diesem Morgen des 15. Juli ist es windig! Zwischen zwei Einkäufen auf dem Markt der lokalen Hersteller ein kleiner Abstecher zum Fremdenverkehrsbüro, um zu wissen, was wir, die wir keine Lust auf Sandwich mit Sand haben, tun können.

Was tun?

Der Wind heute ist off-shore, d. h. dass heute von den Stränden der Ostseite abzuraten ist. Warum aber nicht auf die Westseite gehen? Es gibt einen kleinen Küstenwind, ideal, um sich mit einem Extremsport vertraut zu machen! Was soll ich sagen – ich war noch nie eine Wasserratte! Fred hingegen war von diesem Vorschlag der Hostess im Fremdenverkehrsbüro begeistert. 

Wind-Nachmittag!

Los geht‘s! Wir haben die Wahl zwischen den Stränden Tonnara, Piantarella, Balistra. Man muss dazu sagen, dass Bonifacio zahlreiche Spots (Orte) zum Praktizieren von Windsurfen, Kitesurfen und anderen Extremsportarten hat! Nach einer schnellen Lektüre des praktischen Führers aus dem Fremdenverkehrsbüro (reichlich illustriert und super gut gemacht), entscheiden wir uns fürs Windsurfen. Fred nimmt Kontakt mit Jérémie auf, einem Lehrer aus einem der Clubs. Treffen um 14 Uhr vor der Piantarella-Lagune. Die Angst steigt, das Adrenalin ebenfalls. Ich versuche mich zu beruhigen, indem ich mir sage,  dass ich schöne  FUN -Bilder  machen und damit mein Instagram-Konto füttern kann, das in letzter Zeit eher vor sich hin vegetierte.

 

Freds Tipps

Erster Eindruck: Wir sind ziemlich weit entfernt von den Klischees über das Mittelmeer – ohne Wellen und Gezeiten. Ein kleiner Seegang stört den blauen Horizont der Lagune. Bei unserer Ankunft beruhigt uns Jérémie: Netter Empfang, gefärbt im örtlichen Akzent mit einem kleinen einheimischen Jargon. Die Einführung steht allen offen, ohne besondere vorherige körperliche Verfassung. Da kann ich Jérémie auch noch so viel erzählen, dass ich keinen Gleichgewichtssinn habe und mit 28 noch immer nicht rechts von links unterscheiden kann. Nichts zu machen, nun stecke ich in einem Anzug und warte, bis ich an der Reihe bin. Fred wagt sich als erstes dran, ich warte darauf, ihn bei seinem ersten Fehlstart im Wasser wilde Kapriolen machen zu sehen und schallend zu lachen. Aber nein, Fred scheint sein Segel stilvoll zu steuern.

Jérémie erklärt mir, dass wir spezielle Windsurfbretter für die Einführung haben. Das Material ist leichter und biegsamer, man kann es leicht bedienen, schnell in See stechen und mühelos die Mechanismen des Windes verstehen. In der Tat macht uns die junge 63jährige Rentnerin Janine eine hübsche Vorführung… Wie einfach das aussieht!

 

Im Einklang mit dem Meer

Ich bin dran! Jérémie schaut ein letztes Mal nach, ob mit der Sicherheit alles okay ist. Ein paar zögerliche Schritte auf dem Brett, und ich ziehe mich schüchtern am Segel hoch. Es ist kein fehlerfreier Start wie bei den anderen. Jérémie bleibt bei mir und ermutigt mich! Es ist soweit! Ich fahre los. 50 m Gleiten, die in einer hübschen Kapriole enden! Ich habe den blauen Horizont zwar nicht berührt, aber die Empfindungen waren schon da. Sehr schnell werde ich selbständig und frei in meinen Bewegungen. 50m, 60m, 100m. In der Ferne höre ich, wie Jérémie mir zuruft: Hole dein Segel voll ein, Claire!  Eine kleine, gut dosierte Drehung, mein Segel richtet sich leicht nach der Brise, ich gleite, gleite… auf dem Wasser! Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass ich mich in Einklang mit dem Meer fühle.

Das ist zwar ein Klischee, aber ich bin begeistert. Es ist 20 Uhr, und die Mückenstiche sagen uns, dass es Zeit ist aufzuhören. Ein letzter Blick auf die wilde Lagune, die wir einen Nachmittag lang bändigen konnten. Der Sonnenuntergang bereitet uns ein letztes Geschenk. Ich frage Jérôme: Welches Wetter morgen? Viel Sonnenscheinn, ruhiges Meer… Lust auf Kajak? 

 

Warum es schön ist !

  • Für die, die es gerne extrem mögen: Extremsport im extremen Süden Korsikas, extremer Süden Kontinentalfrankreichs.
  • Unbestreitbarer Nervenkitzel.
  • Ein möglicher Fun-Ausflug bei windigem Wetter zu geringem Preis.
  • Eine neue Erfahrung, von der man nach dem Urlaub im Café erzählen kann und die die sesshaften Freundinnen vor Neid erblassen lässt!